Geschichte
Die über 30-jährige Erfolgsgeschichte des Bank Austria Kunstforum Wien
Rückblende: Wir schreiben das Jahr 1980. Auf Anregung des beliebten Wiener Volksschauspielers Heinz Conrads werden in den 1914 errichteten und leerstehenden Räumlichkeiten des ehemaligen Kassensaals der Österreichischen Creditanstalt für Handel und Gewerbe die ersten Ausstellungen präsentiert. Den Auftakt bildet eine umfassende Schau zu Österreichs Kultur und Geistesgeschichte von 1880 bis 1980: „Aufbruch in die Moderne“ kann auf Anhieb die stolze Zahl von 28.000 Besuchern verzeichnen.
Anlass für dieses Projekt war die 100-Jahr-Feier der Länderbank. Danach folgten Ausstellungen, die auszugsweise – in Form von Retrospektiven – die hochkarätige Fotosammlung der Länderbank, „Fotografis“, dem Publikum vorstellten. Die Erfolge dieser Präsentationen waren ebenso überraschend wie überwältigend, sodass vom Länderbank-Chef und späteren Bundeskanzler Franz Vranitzky der Entschluss gefasst wurde, eine ständige Ausstellungshalle, die sich an internationalen Maßstäben orientiert, zu etablieren. Das Länderbank Kunstforum war geboren, und der heutige Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder wurde dessen erster Leiter.
Das Bank Austria Kunstforum Wien setzt Trends
1988 wurde der österreichische Star-Architekt Gustav Peichl mit dem ersten Umbau des Kunstforums zum damals modernsten Ausstellungshaus Österreichs beauftragt. Die Wiedereröffnung erfolgte im März 1989 mit „Egon Schiele und seine Zeit“. Diese Ausstellung war mit 186.000 Besuchern nicht nur in Wien überaus erfolgreich, sie löste auch an den weiteren Ausstellungsstationen in London, München und Wuppertal Begeisterung aus. Diese Schiele-Ausstellung im Kunstforum war der erste große Auftritt der damals noch weithin unbekannten Sammlung Leopold und damit eine der Initialzündungen für den Ankauf durch die Republik Österreich und damit auch: des heutigen Leopoldmuseums.
1990 erfolgte die Aufnahme eines regulären Ausstellungsbetriebs des Länderbank Kunstforums, das bald den Namen des neuen Bank-Eigentümers trug: Bank Austria Kunstforum Wien. Die Zielrichtung ist seit dieser Zeit sehr eindeutig definiert: die Präsentation internationaler Top-Ausstellungen zur Kunst der klassischen Moderne und deren Wegbereiter: Schiele, Kokoschka, Turner, Van Gogh, Cézanne, Picasso, Miró, Malewitsch, Kandinsky, Chagall, Braque, Bonnard und viele andere mehr.
Große Themenausstellungen, die zu einem differenzierteren oder neuen Verständnis der Moderne beitragen sollen („Kunst und Wahn“, „Rot in der russischen Kunst“, „Jahrhundert der Frauen“, „Mythos Großstadt“, „Emil Nolde und die Südsee“, „Futurismus – Radikale Avantgarde“, „Superstars – von Warhol bis Madonna“, „Impressionismus: Amerika – Frankreich – Russland“, „Verrückte Liebe“, „Eros in der Kunst der Moderne“) sowie die Präsentation internationaler Avantgarden seit 1945 („Karel Appel“, „Willem De Kooning“, „Markus Lüpertz“, „Warhol & Basquiat“, „Roy Lichtenstein“) ergänzen – seit Ingried Brugger im Jahr 2000 die Direktion des Bank Austria Kunstforum Wien übernommen hat – heute das Programm des Ausstellungshauses auf der Freyung.
Mit Brugger fanden erstmals auch die österreichischen oder in Österreich lebenden Avantgarden der Nachkriegszeit in Form von Personalen Einzug in das Ausstellungsprogramm: Arnulf Rainers „Gegen.Bilder“ zwischen Cézanne und Picasso (2000); Adolf Frohners „Verteidigung der Mitte“ zwischen Miró und Nolde (2001); Christian Ludwig Attersee zwischen Magritte und Lüpertz (2005); Herbert Brandl zwischen Botero und Barceló (2012); Jürgen Messensee zwischen Barceló und Basquiat (2013); Siegfried Anzinger zwischen Stanley Kubrick und Henri de Toulouse-Lautrec (2014); Hubert Schmalix zwischen Gursky und Künstlerpaaren der russischen Avantgarde (2015); Martin Kippenberger zwischen Balthus und James Welling; Gerhard Rühm zwischen Man Ray und der Faszination Japan (2018); Daniel Spoerri nach Gerhard Richter (2021) und David Hockney (2022). Helmut Newton (2023) folgte.
Schwerpunkt: Künstlerinnen
Die Präsentation und die damit einhergehende Verortung der Positionen österreichischer Künstlerinnen und Künstler in den internationalen Kontext zwischen Abstraktion und Neuer Sachlichkeit, amerikanischem Expressionismus und Neuer Deutscher Schule, Surrealismus und Dada, Futurismus und Pop-Art: ein Verdienst des bruggerschen Bank-Austria-Kunstforum-Wien-Teams. Und die wissenschaftlich aufgearbeitete Ergänzung zur Sammlung „Fotografis“, des ziemlich bedeutenden Schatzes aus über 1.000 Lichtbildern aus der Pionierzeit der Fotografie, die dem Bank Austria Kunstforum Wien eingegliedert wurde.
Darüber hinaus versteht sich das Bank Austria Kunstforum Wien als Kompetenzzentrum für das Themenfeld Frauen, Künstlerinnen, feministische Kunst: Hatte Brugger schon 1999 noch als Kuratorin der Ausstellung „Jahrhundert der Frauen“ das Terrain bereitet, wurde mit Hauptausstellungen wie Tamara de Lempicka (2004), Frida Kahlo (2010), Birgit Jürgenssen (2011), Meret Oppenheim (2013), Georgia O`Keeffe (2016), „Flying High“ (2019) und „The Cindy Sherman Effect. Identität und Transformation in der zeitgenössischen Kunst“ (2020) von der Wiener Freyung aus der Weg zur auch international immer intensiveren und längst überfälligen Einordnung von Künstlerinnen in den Kanon der Kunstgeschichte konsequent beschritten. 2021 präsentiert das Team Rebecca Horn, gefolgt von Kiki Kogelnik in 2023.
Erfolgreichstes Ausstellungshaus
Relativ kurz nach dem ersten großen Umbau musste das Bank Austria Kunstforum Wien bei der großen Retrospektive über das malerische Werk von Ferdinand Georg Waldmüller im Jahr 1992 immer wieder wegen des enormen Besucherandrangs kurzfristig sperren. Im Winter 1992/93 folgte daher die nächste große Umbauphase. Das Bank Austria Kunstforum Wien wurde auf die doppelte Ausstellungsfläche vergrößert.
Auf den nunmehr 1.120 Quadratmetern Ausstellungsfläche präsentieren seither nicht nur internationale Museen ihren wichtigsten Werke – etwa das Guggenheim Museum New York oder das Russische Museum St. Petersburg –, es zeigen auch bedeutende Privatsammler – wie etwa Bernard Picasso im Herbst 2000 oder die Familie Im Obersteg im Herbst 2003 – hier erstmals ihre Sammlungen einer großen Öffentlichkeit.
Das Jahr 2000 war für das Bank Austria Kunstforum Wien ein besonders erfolgreiches. 620.000 Besucher aus der ganzen Welt hatten allein in diesem Jahr die Ausstellungen „Cézanne: vollendet – unvollendet“ und „Picasso: Hauptwerke aus der Sammlung Bernard Picasso“ besucht. Bis heute schafft das Bank Austria Kunstforum immer wieder neue Blockbuster: René Magritte (2005), Frida Kahlo (2010), Henri de Toulouse-Lautrec (2014/2015).
tresor im Bank Austria Kunstforum Wien
2005 entstanden im leerstehenden Souterrain des Bank Austria Kunstforum Wien, im Tresor der ehemaligen Zentralsparkasse und Kommerzbank, 400 Quadratmeter neue Vermittlungs- und Ausstellungsräume für zeitgenössische Kunst: der tresor im Bank Austria Kunstforum Wien. Mit ihm hat das Bank Austria Kunstforum Wien auch ein Labor für die junge und jetztzeitige Kunstszene. Fragen der zeitgenössischen Kunst sollen mit sozial relevanten Themen („Pablo Chiereghin: Riot Design“, „Corona Art“, „Anna Artaker: The Pencil of Nature“, „paraflows.XI – Identity“, „Rainer Ganahl: I Wanna Be Alfred Jarry“, „Guido Kucsko: Double Coated IP Capsule“) in konkreten Projekten verbunden werden.
Künstlerkarrieren nehmen nicht selten hier ihren Ausgangspunkt, etwa: Martin Schnur, Tobias Pils, Lorenz Estermann, Anna Jermolaewa, Lucia Nimcova, Svenja Deininger, Sofie Thorsen, Stephanie Pflaum, Werner Schrödl, Thean Chie Chan, Alfredo Basuglia; Kreative anderer Kunstgenres werden hier, ihr Schaffen ergänzend, präsentiert (Oscar Bronner, Peter Patzak, Alf Poier, Herta Müller und viele andere mehr). Darüber hinaus dient der tresor im Bank Austria Kunstforum Wien als ideale Präsentationsfläche von Preisen wie Eisler Preis, Henkel Art Award, Corporate Collections (UniCredit Bank Austria Kunstsammlung, Your Family Entertainment) oder externen Projekten.
150 Ausstellungen in 30 Jahren
Jährlich besuchen rund 230.000 Menschen die Ausstellungen des Bank Austria Kunstforum Wien. Über 150 Ausstellungen wurden von Beginn bis heute für ein Millionen-Publikum realisiert. Damit zählt das Haus auf der Freyung zu den zehn bestbesuchten Kunstausstellungsmachern Österreichs und zu den Top 25 der beliebtesten Wiener Tourismusattraktionen.