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Gerhard Rühm, umarmung, 1961, Buntpapier- und Fotocollage auf Karton, 32,3 x 32,2 cm, Privatsammlung © Foto: N. Lackner/UMJ © Gerhard Rühm

Rückblick

Gerhard Rühm

04.10.2017 - 28.01.2018

Gerhard Rühm, Wunde/r, 2004, Typocollage auf schwarzem Karton, 40 x 29,5 cm, Privatsammlung © Foto: N. Lackner/UMJ © Gerhard RühmGerhard Rühm, ohne titel, 1955, Fotocollage und Schreibmaschine auf gelblichem Papier, 29,6 x 21 cm, mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien © Gerhard RühmGerhard Rühm, st, 1963, Typocollage auf Papier, 65 x 49,5 cm, Foto © mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien © Gerhard RühmGerhard Rühm, motorische meditation, 1985, Bleistift auf Papier, 29,6 x 40 cm, Privatsammlung © Foto: N. Lackner/UMJ © Gerhard RühmGerhard Rühm, verschmelzung, 1965, Bleistift auf Papier auf schwarzem Karton, 29,7 x 39 cm, Privatsammlung © Foto: J. Zilius © Gerhard RühmGerhard Rühm, Aufführung Teleklavier, o.J., Privatsammlung © Gerhard Rühmwiener gruppe, 2 welten (2. literarisches cabaret), 1959. Foto: Franz Hubmann © IMAGNO/Franz HubmannGerhard Rühm © IMAGNO/Ullstein

Das Kunstforum Wien zeigt mit Gerhard Rühm im Herbst 2017 einen der letzten Universalkünstler. Als Komponist, Pianist, Performer, Literat und bildender Künstler war der 1930 in Wien geborene und heute in Köln lebende Gerhard Rühm ein Grenzgänger zwischen den einzelnen Kunstdisziplinen, lange bevor Begriffe wie „Crossover“ und „Intermedialität“ in der künstlerischen Praxis zum guten Ton gehörten.

Im Zwischenraum von Wort und Bild, von Sprache und Musik und von Schrift und Zeichnung sucht Rühm eine stete Erweiterung medialer Ausdrucksformen, die auf konzeptuelle wie humorvolle Weise Sehgewohnheiten durchbrechen. Das Gegenwartserlebnis – das Jetzt – und die zeitliche Dimension von Sprache, bilden ebenso zentrale Motive im Œuvre Rühms wie die sprachliche Konstituierung des Subjekts. Zur experimentellen – „konkreten“ – Poesie gelangte der ausgebildete Komponist Rühm Anfang der 1950er-Jahre über die Beschäftigung mit Anton Webern. Im reaktionären Klima der österreichischen Nachkriegszeit gründete er gemeinsam mit Friedrich Achleitner, H.C. Artmann, Konrad Bayer und Oswald Wiener die legendäre „Wiener Gruppe“ (1954–1964), die an die radikalen Sprachexperimente von Expressionismus, Dada und Konstruktivismus anknüpfte. Mit den „Literarischen Cabarets“ (1958/1959) veranstaltete diese die ersten Happenings der Kunstgeschichte, die u.a. in der Zertrümmerung eines Klaviers durch Rühm und Achleitner gipfelten.
Die retrospektive Werkschau im Kunstforum trägt dem mehr als sechs Jahrzehnte umspannenden, wegweisenden Schaffen Rühms in seiner Vielfalt Rechnung. Rühms visuelle Poesie – zwischen Schrift und Bild pendelnde Typocollagen, Fotomontagen und Schreibmaschinenideogramme –, und deren musikalisches Pendant, die visuelle Musik, sowie gestische und konzeptionelle Zeichnungen und Schriftfilme werden dabei ebenso präsentiert wie seine auditive Poesie, Chansons, Klavierstücke und Melodramen an der Schwelle von Sprache und Musik.
Von 1972–1995 lehrte Rühm, der 1964 nach Berlin auswanderte, da er seine Arbeit in Österreich aufgrund eines Publikationsverbots boykottiert sah, als Professor an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Sein Werk war bisher u.a. im Amsterdamer Stedelijk Museum, auf der documenta 1977 und 1987 in Kassel, in der Frankfurter Schirn Kunsthalle, im Bruseum in Graz und im ZKM in Karlsruhe ausgestellt. 2012 erwarb die Österreichische Nationalbibliothek Rühms Vorlass.

kuratiert von

Heike Eipeldauer

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