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Rückblick
Augenschmaus
Vom Essen im Stillleben
10.02.2010 - 30.05.2010
Ab Februar 2010 zeigt das Bank Austria Kunstforum Wien eine »kulinarische« Ausstellung, die sich der über die Jahrhunderte gewandelten Alltagskultur des Essens und Trinkens widmet – ein Thema, das im gleichsam »marginalen« Genre des Stilllebens seine weitreichendste Entfaltung erlebt.
Anhand von 90 exemplarischen Werken aus unterschiedlichen Kunstlandschaften und Epochen werden Geschichte und Stellenwert des Essens im Stillleben vom 16. bis ins 20. Jahrhundert in verschiedenen Erzählsträngen verfolgt. Das Stillleben wird in der Ausstellung als ein sich wandelndes Bedeutungssystem präsentiert, das in direktem Verhältnis zu den Veränderungen der Gesellschaft und ihren kulturellen Praktiken steht. Hierbei soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit das Stillleben bloße Naturnachahmung, Symbolträger oder gar Konstruktion von Realität ist. Erstmals werden durch konzise Gegenüberstellungen neuzeitlicher und aktueller Kunst die Kontinuität, Differenz und Bandbreite des Stilllebens in seinem kreatürlichen und symbolischen Bezug zum Leben beleuchtet.
In ihrem Versprechen umfassender Sinnlichkeit üben Stillleben bis heute, in Zeiten der totalen Verfügbarkeit fast aller Dinge, eine ungebrochene Faszination aus: Seit ihren Ursprüngen in der Antike behandeln Stillleben mit ihrem Fokus auf die oftmals übersehene kreatürlich-materielle Ebene des menschlichen Daseins essentielle Themen wie das Verhältnis von Kunst und Realität, von Schein und Sein, von Geist und Materie, von Leben und Tod. Die Ausstellung zeigt, wie das Stillleben über die malerische Erfassung des Kreatürlichen selbst zum Modell malerischer Reflexion wird. Ausgehend von Pieter Aertsens Küchen- und Marktstücken, die die Bedeutungsumkehrung vom Religiösen zum Profanen markieren, wird die Entwicklung des Genres in seiner kontinuierlichen Entfaltung mit Werken des 17. und 18. Jahrhunderts vorzüglich aus den Niederlanden, Spanien und Italien nachvollzogen.
In der akademischen Gattungshierarchie auf den untersten Rang verwiesen und auf Grund der unheroischen, »niederen Existenz« der Darstellungsgegenstände als minderwertige Form künstlerischen Ausdrucks abgetan, war das Stillleben – eben durch diese vermeintliche Bedeutungslosigkeit aus dem Fokus gerückt – von jeher als Experimentierfeld für malerische Interessen prädestiniert. So verwundert es nicht, dass die Errungenschaften der modernen Malerei mit ihrem sukzessiven Rückzug aus der mimetischen Wiedergabe der Natur mit der Darstellung des Marginalen – und letztlich mit dem Genre des Stilllebens – verknüpft sind. In der Ausstellung wird dies an einem breiten Spektrum von Kunstwerken – von Chardin bis zu Cézanne und Picasso – vor Augen geführt.
Wie eine der möglichen Fortsetzungen dieser Entwicklung erscheint die Transformation der Nahrung vom Sujet der Malerei zum eigentlichen künstlerischen Material in der Eat Art – auch ihr ist in der Ausstellung ein eigenes Kapitel gewidmet.
kuratiert von
Heike Eipeldauer
Rückblick
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